Leben mit Krebs - Bewältigungsstrategien
14.01.2016
Die erste Experten-Sprechstunde in 2016 findet zum Thema "Leben mit Krebs - Bewältigungsstrategien" statt. Am 14. Januar 2016 steht Ihnen Diplom-Psychologin Astrid Wagner von 17:00 und 18:00 Uhr für Ihre Fragen zur Verfügung.
Kommentare
Rainer Göpfert fragt:
Wo findet diese Veranstaltung statt ?
Thomas Schönemann antwortet:
Die Expertensprechstunde findet am 14. Januar ab 17:00 Uhr online hier statt. Ab sofort können auch schon Fragen eingereicht werden.
Richard fragt:
Ein sehr guter Freund ist an Krebs (Prostata) erkrankt. Die Behandlung ist vorbei. Wir würden ihn jetzt gerne mehr unterstützen, haben aber das Gefühl, dass er sich mehr und mehr zurück zieht. Das macht uns etwas Angst! Was können wir tun? Vielen Dank!
A. Wagner antwortet:
Es ist schön dass Sie Ihren Freund so unterstützen möchten. Seien Sie auf jeden Fall weiterhin einfach da und in Reichweite. Das allein hilft schon viel. Geben Sie Ihrem Freund aber auch Zeit, selbst erst einmal die Ereignisse der letzen Monate und die damit verbundenen Belastungen (Erkrankung, Behandlungen, Ängste) zu verarbeiten. Die Realisation der Geschehnisse kommt oft erst später und auch neue Kräfte wollen erst wieder allmählich geschöpft werden. All das braucht eine ganze Weile. Erinnern Sie die Person einfach immer wieder, dass es jemanden gibt, der Anteil an seinem Befinden nimmt. Zudem können allerdings auch die Folgeerscheinungen der Erkrankung und Behandlung für eine unbeschwerte Teilnahme an Alltagsaktivitäten sowie Unternehmungen hinderlich sein. Auch hier muss der Betroffene manchmal erst einen neuen Umgang mit Situationen lernen. Fragen Sie nach, bitten Sie um Vertrauen und zeigen Sie Verständnis ohne die Person zu bedrängen. Manchmal ist professionelle externe Hilfe für den Betroffenen vorerst auch leichter zu akzeptieren und eine Öffnung hier leichter möglich. Für den Fall können Sie Ihrem Freund z.B. die Nummer des Beratungstelefons der Sächsischen Krebsgesellschaft 0375/281405 geben, um mögliche Belastungen zu besprechen und Hilfe auf ‚neutralem Boden‘ zu finden. Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Monika fragt:
Von Freundinnen und Familie höre ich immer wieder „Du musst nur positiv denken .... das wird schon wieder.“ Ich weiß, alle meinen es gut, aber ich kann diesen Satz nicht mehr hören. Manchmal fällt es mir echt schwer positiv zu denken. Und wenn dann wieder dieser Satz kommt, da weiß ich gar nicht was ich sagen soll. Ich möchte niemanden verletzen und finde deshalb keine Worte. Dann entsteht immer so eine unangenehme Stille. Die macht alles noch schwieriger. Irgend eine Idee?
A. Wagner antwortet:
Sie haben ein Umfeld, das Sie gern unterstützen möchte. Nicht immer wissen diese Menschen wie genau sie das tun können. Die wohlgemeinten Worte, die aufbauen sollen, können bei Ihnen zu einer Art Erfolgs- und Normalitätsdruck führen, der so natürlich nicht beabsichtigt ist. Teilen Sie das jedoch bei aller Wertschätzung auch offen mit. Sie können z.B. antworten: „Das fällt mir nicht immer leicht, aber ich gebe mein Bestes.“ Dann ist die Stille überwunden und die anderen kennen diese Antwort bereits und die Floskeln werden ggf. weniger. Äußern Sie darüber hinaus Ihre Wünsche und was Ihnen gut tun würde ganz konkret. Falls die anderen etwas für Sie tun können, lassen Sie es sie wissen und sagen Sie das auch so. Damit hat Ihr Umfeld eine Orientierung. Suchen Sie sich eine vertraute Person, mit der Sie Ihre wahren Gefühlslagen offen besprechen und dennoch auch Alltag leben können. Zur Bewältigung von Sorgen und Ängsten ist es zudem oft lohnenswert, professionelle Unterstützung zu suchen. Hier können Probleme konstruktiv und lösungsorientiert besprochen werden, bekommen Raum zur Klärung und behalten damit nicht unbedingt das letzte Wort. Je entlasteter, gestärkter und souveräner Sie sich fühlen, desto mehr strahlen Sie dies aus und desto weniger kommt bei Ihren Mitmenschen das Bedürfnis auf, Sie aufzubauen zu wollen. Das wäre ein zusätzlicher indirekter Ansatz. Viel Kraft für die kommende Zeit!
Theo fragt:
Ich bin immer so erschöpft und bekomme kaum noch etwas geregelt. Früher war ich so energiegeladen, habe Ausflüge gemacht und mit Freunden unser Umland erkundet. Jetzt fällt mir alles so schwer. Was kann ich nur tun, damit das wieder wird wie früher?
A. Wagner antwortet:
Diese Erscheinungen sind nicht selten und werden als Fatigue bezeichnet. Allgemeine Erschöpfung kann verschiedenen Ursachen zugeschrieben werden. Zum einen ist eine Erkrankung zu verarbeiten, die Behandlungen wirken sich auf das Aktivitätsniveau aus und auch Ängste können die Energiedepots leeren. Zunächst ist es ratsam die Aktivitäten der momentanen Belastbarkeit anzupassen und dann leichte Steigerungen vorzunehmen. Suchen Sie sich auch leichte regelmäßige Bewegungsformen, die Ihnen Freude machen und die Belastungsgrenzen berücksichtigen. Üben Sie sich jedoch auch in der Annahme Ihrer momentanen Situation, um sie dann schrittweise wieder zu verbessern. Nicht immer erreicht man wieder die ursprüngliche Leistungsfähigkeit. Sehr empfehlenswert ist ein Therapeut, der sich auf die Behandlung von Fatigue spezialisiert hat. Mit ihm zusammen können Sie Bewältigungsstrategien erarbeiten und sich neue Erlebensqualitäten erschließen. Viel Erfolg dabei!
Harry fragt:
Meine Kinder kümmern sich rührend um mich und unterstützen mich bei den täglichen Dingen des Lebens. Ich möchte ihnen aber nicht immer so zur Last fallen. Sie haben doch selbst so viel um die Ohren und ihr eigenes Leben zu leben, mit den Zwillingen und dem Hausbau. Gibt es von der Krankenkasse oder der Pflege irgend etwas, was wir nutzen können, damit sie etwas entlastet werden und sich nicht immer um mich "alten" Mann sorgen müssen.
A. Wagner antwortet:
Seien Sie es sich zunächst erst einmal wert, umsorgt zu werden. Sie haben dies sicher auch für Ihre Kinder getan, die Ihnen nun etwas zurückgeben möchten. Nehmen Sie dies ruhig auch an. Ob in ihrer Situation sozialrechtliche Unterstützung möglich ist, wäre am besten unter ausführlicher Schilderung Ihres Falls in einer entsprechenden Beratungsstelle zu klären. Wenden Sie sich gern an die Berater der Sächsischen Krebsgesellschaft unter 0375/281405.
Gerda fragt:
Seit meiner Erkrankung bin ich in ein ziemlich tiefes Loch gefallen. Die Therapie habe ich zwar ganz gut überstanden und in der Reha hat auch alles geklappt. Nur muss ich jetzt ständig daran denken, was passiert, wenn der Krebs wiederkommt. Bei jedem kleinen Zucken oder Wehwehchen mache ich mir sofort große Gedanken. Hast Du jetzt wieder was? Das kann einen manchmal richtig lähmen. Ich weiß aber nicht wie ich die Angst weg bekommen und wieder auf andere Gedanken kommen kann.
A. Wagner antwortet:
Ängste vor einem Rezidiv sind natürlich und wollen auch vor möglicher Gefahr warnen. Man kann und sollte sie auch nicht ausschalten aber mit verschiedenen Strategien mindern. Es ist wichtig Zuversicht regelrecht zu trainieren, um nicht eine Angstspirale entstehen zu lassen. Neben Ablenkung und einer erfüllten Alltagsgestaltung ist es wichtig, ein sogenanntes Selbstwirksamkeitsgefühl zu entwickeln. Dies ist das Gefühl, selbst etwas zur Gesundung und zur Erhaltung der Gesundheit beitragen zu können. Dies mindert die empfundene Ohnmacht. Techniken zur Entspannung, Affirmationen (prägnante wiederholte positive Sätze), Visualisierungsübungen eines möglichst heilen Körperbereichs beruhigen mental und körperlich. Auch eine gesunde Ernährung und ein leichtes Bewegungsprogramm können zum Wohlbefinden aktiv beitragen. Zu einem gewissen Teil heilt auch die Zeit Wunden und die Erfahrungen, die noch so frisch sind, geraten langsam in den Hintergrund und werden durch neue aufgewogen. Geben Sie sich diese Zeit und betreiben sie Selbstfürsorge, indem Sie sich viel Gutes tun und ein Gefühl dafür entwickeln, was hier wirklich hilfreich ist. Weiteres können Sie auch mit einer psychologischen Begleitung erarbeiten. Viel Mut und Kraft weiterhin!
Hans-Joachim fragt:
Im Moment läuft noch meine Reha. Vor meiner Erkrankung habe ich im Büro gearbeitet. Ich möchte nun so schnell wie möglich wieder arbeiten und zu einem normalen Leben zurück kehren. Ich fühle mich momentan zwar immer noch ein wenig schlapp, aber das wird schon wieder, wenn die Reha vorbei ist. Kann ich eigentlich erst mal auch in "Teilzeit" wieder anfangen und schauen, wie alles läuft? Kann mein Chef was dagegen sagen? Für mich wäre es sehr wichtig wieder ins Büro zu gehen, da mir zu Hause nur die decke auf den Kopf fällt.
A. Wagner antwortet:
Hier greift eine berufliche Wiedereingliederung, mit der Sie stundenweise und mit langsamer Steigerung wieder in den Arbeitsalltag integriert werden. Dies dient zum einen dazu, sich selbst noch nötige Erholung zu gönnen und zum anderen die eigene Belastungsfähigkeit realistisch zu erkennen und wieder zu erhöhen. Bitte informieren Sie sich dazu ausführlich in einer entsprechenden Beratungsstelle. Auch den sozialen Dienst in der Reha können Sie diesbezüglich ansprechen.
Ulrike fragt:
Erst einmal Hallo und Guten Abend! Neben den Therapien kämpfe ich ziemlich mit den Mühlen der Bürokratie. Erst läuft das Krankengeld aus, dann darf man zum Arbeitsamt und am Ende kommen Reha und Rentenanträge auf einen zu und Dutzende Unterlagen die man mit einreichen soll. Und wenn ich wenigstens immer verstehen würde, was die in den Anträgen von mir wollen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass alles über mir zusammenbricht. Bisher hat mir immer meine Freundin bei allem geholfen. Nur leider hat die im Moment eigene Probleme. Und nun?
A. Wagner antwortet:
Die kompetenten Ansprechpartner des Beratungsteams der Sächsischen Krebsgesellschaft helfen Ihnen hier gern weiter und unterstützen Sie auch bei den schriftlichen Angelegenheiten. Sie erreichen diese unter der Nummer des Beratungstelefons 0375/281405. So können Sie sich wieder mehr Ihrer Gesundheit widmen. Alles Gute!
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